Mikrokredite als Schuldenfalle?

Kontroversen, empirische Befunde und aktuelle Entwicklungen

Der Nutzen von Mikrokrediten wird kontrovers diskutiert. Befürworter*innen stellen ihr transformatives Potential heraus: Menschen erhielten durch Kleinkredite Investitionsmittel für unternehmerische Tätigkeiten, Bildung, Gesundheit oder Energie, die ihnen die Chance eröffnen, sich aus eigener Kraft aus ihrer wirtschaftlichen Misere zu befreien. Frauen profitierten dabei besonders. Der unabhängige UN-Experte für Auslandsschulden kritisiert aber 2020 in einem UN-Bericht: „Es hat sich jedoch gezeigt, dass Mikrokredite in vielen Fällen das Gegenteil von dem bewirken, das beabsichtigt war, einschließlich (…) der Entstehung einer ‚Armutsfalle‘. (…) Zwar konnten einige kurzfristige Vorteile festgestellt werden, doch wurden sie auch mit einer Schuldenspirale in Verbindung gebracht, die zu Verarmung, dem Zusammenbruch von Familien und sogar Selbstmord führte.”

Wie lassen sich diese diskrepanten Einschätzungen erklären? In meinem Aufsatz für Wissenschaft & Frieden gehe ich auf die Wirkungsforschung ein, die beide Schlüsse zulässt und diskutiere die idealisierte vs. faktische Wirkung von Mikrokrediten auf Armutsreduzierung und Empowerment. Am Beispiel aktueller und vergangener Überschuldungskrisen zeige ich die Probleme auf, die strukturell in der globalen Refinanzierung kommerzieller Mikrofinanz angelegt sind und gehe im Fazit auf Alternativen zur Bereitstellung von Finanzdienstleistungen für einkommensarme Haushalte ein.

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